{ Leseprobe 5 }

Literatur von Martin Ganter

Aus dem Werk "Im schönen Nandertal"

Großvater: O es ist genug, was ich erfahren habe. Wenn die anderen in Ruhe den Feierabend begannen, da lag ich immer schon im Bett. Erschöpft und halb tot und im Elend über mich selber. Kaum, dass der Tag begann, war er ja auch schon zu Ende. Kaum dass ich aufgestanden war, brach immer auch schon der Abend an. Da saß ich dann da, unfähig, auch nur noch eine winzige Kleinigkeit an Sinnvollem zu verrichten, saß da und wusste nicht, was tun. Eine Arbeit, musst du wissen, die man erfolgreich abschließt, selbst wenn es sich um etwas Nebensächliches handelt, ist etwas Wunderbares. Eine Arbeit aber, wo man den Stein hinaufwälzt, nur um ihn entgleiten zu sehen und ihn dann wieder hinauf zu wälzen, o das zerrüttet.

Jesus: (für sich) So suche ich nach dir, himmlischer Vater!

Großvater: Wenn einer die Schule des Wahnsinns kennt, so bin ich es. Zuerst ist es ja schön, einem Kranken die ihn belästigende Mücke aus dem Gesicht zu verjagen. Der Gedanke, ihm zu helfen, erbaut zuerst mächtig. Auch die nächsten hundert Male tust du es noch geduldig. Einmal aber geschieht es, dass deine Geduld aufgebraucht ist. Plötzlich verwirrt sich dir alles. Die Mücke, die dir ins Gesicht sticht, könnte ja nicht stechen, wenn sie nicht da wäre, denkst du. Warum also ist sie da? Wer hat sie geheißen, wer ihr erlaubt, da zu sein?