{ Leseprobe 20 }

Literatur von Martin Ganter

Aus dem Werk "Vor den Toren der Nacht"

Aschberger: Wie sehr ich die Kunst auch liebte, so sehr misstraute ich ihr doch auch.

Staatsanwalt: Weil er sich nie selber erprobt hatte, noch auch zur Selbsterprobung andere hinzugezogen hatte. – Kam es vor, dass sein Gewissen protestierte, wenn er alle Zeit und alle Kraft für den Schuldienst hingab?

Aschberger: Das war nur selten der Fall. Nur wenn es schriftstellerte, wär ich in der Lage gewesen, die Schule und die ganze Welt für die Schriftstellerei hinzugeben.

Staatsanwalt: Wenn es bei ihm schriftstellerte? Das hört sich an wie eine Naturgewalt, die sich in ihm Bahn zu brechen suchte.

Aschberger: In jedem Menschen sucht immer wieder einmal etwas sich Bahn zu brechen; davon bin ich ganz fest überzeugt, wenn auch viele davon nichts merken mögen, weil sie jedes leise Zeichen in sich ersticken.