{ Leseprobe 14 }

Literatur von Martin Ganter

Aus dem Werk "Das Leben ein Traum"

Endlich, als er wieder bei mir ist und ich mir den Jungen ansehe, stelle ich fest, dass alles an ihm verdreckt ist. Schuhe, Hose und Hemd, selbst auch das Gesicht ist verdreckt. Der Junge befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Vor allem der Mund steht weit offen, wie ich jetzt sehe. Wie das Maul einer Maschine, in die man Sand und Steine hineingeschippt hat, steht er ihm offen, dass nichts mehr heraus noch herein kann. Vor Angst, er könne mir ersticken, packe ich ihn an den Beinen, hebe ihn nach oben und beginne, Steine und Sand aus ihm heraus zu klopfen. Wie viel ich aber auch aus ihm herausklopfe und bearbeitete: es nimmt kein Ende. Wann immer ich glaube, jetzt sei es geschafft, macht sich auch schon die nächste Ladung bemerkbar. Berge von Sand kommen zum Vorschein, worüber nun selbst die Klingel das Weiterläuten zu vergessen scheint. Wie ich wiederum einen Blick in den Laden werfe, schließlich habe ich eine böse Unordnung im Eingangsbereich des Ladens verbreitet, sehe ich aus der Tiefe einen Mann und eine Frau auf uns zukommen. Unbeweglich dicht nebeneinander, wie Statuen auf einem Prozessionswagen, von unsichtbaren Händen auf uns zu gezogen, sind ihre Blicke auf mich gerichtet. Ich aber versuche, den Jungen so dicht an mich heranzuziehen, damit er mir nicht abermals abhandenkommt. Er ist ja doch noch ein Kind, unser Kind, man kann ihn nicht belangen und ich muss mit ihm wieder nach Hause. - Aber wo ist er? Und ich merke, dass ich ihn zwar noch mit aller Gewalt in die Höhe ziehe, vom Schutt zu befreien, dass er aber nirgends mehr ist.