{ Leseprobe 118 }

Literatur von Martin Ganter

Aus dem Werk "Keine Einmischung!"

Brunhilde: Aber das Wie ist es, auf das es ankommt. Hör mich! Zuerst kommt die Kindheit. Wenn alles gut geht, so gleicht sie dem Aufenthalt in einem geschützten Garten. Doch freilich nicht lang. Bekanntlich drängt und treibt es ja schon die ganz Kleinen, selbst wenn sie noch nicht laufen können, zu jeder Türe hinaus. Der Garten, so scheint es, ist noch nicht die Welt. Die Welt, das ist das da draußen. Somit besteht der zweite Akt darin, dass man einen jenseits des Gartens auf die Aufnahmeprüfung in die Schar der Esel vorbereitet. Dabei kommt es vornehmlich darauf an, schön brav und wohlgesittet das Iahh zu sagen. Der dritte Akt zeigt uns, bis zu welchem Grad von Bildung und Wissen man es als Esel bringen kann. Hat man das Examen gut bestanden, so wird man durch eine Rolle als Oberesel oder Chefesel belohnt. In dem Maß aber, in welchem man im Examen nicht gut abschneidet, wird das Leben zur Tortur und die Welt zur Folterkammer. Hier wären wir bereits mitten im 4. Akt. Im 5. Akt aber befindet man sich in einer Besenkammer oder Leichenkammer, wobei sich die Welt um einen herum zu einer großen Leichenhalle verwandelt. Es ist die Zeit, wo kein Stern mehr am Himmel leuchtet und wo es der Zeit selbst langweilig zu werden scheint.