{ Leseprobe 10 }

Literatur von Martin Ganter

Aus dem Werk "Auf Leben und Tod (Eine tragische Komödie)"

Vater: (zu Siegfried) Was schaust du so konsterniert, als hätte ich dir deine Hütte zerstört, deine Tochter umgebracht und dein Weib in den Tod getrieben? Du selber warst es, großer Prometheus, der sich seine Hütte gebaut hat. Du selber, der nicht eher ruhte, als bis er sich seinen eigenen Herd eingerichtet hatte!

Siegfried: Sei verflucht, wenn du es bist, dem ich dieses Leben verdanke. (Er kniet nieder vor dem Christus-Esel mit Kind, dem nun auch noch die Frau in den Arm gelegt ist, und sagt mit ohnmächtiger Gebärde) Herrgott und Heiland, der du da mit meinen Lieben am Kreuz ächzest und schmachtest und keiner nimmt dich wahr, auch wenn du mit deinem Schmerz durchs ganze Universum hindurch und noch darüber hinaus wüchsest. Sage, dass Gott die Menschheit verflucht hat. Sag, wie du zum Himmel gekommen bist. Sag, wie du als Gekreuzigter um Eintritt ersuchtest und niemand ließ dich ein. Sag von deinen angstvollen Hoffnungen, weil du noch immer geglaubt hast, ein gutes Ende für die Deinen zu erreichen. Aber du hattest dich getäuscht. Längst gibt es die Deinen nicht mehr. Es gibt nur noch Fremde, verfremdete, die sich mit sich unterhalten und dabei meinen, sie führten mit einem Du einen Dialog. Es gibt nur verfremdete und verfeindete Geschwister und eine Menge von denen, die du die Lauwarmen genannt hast, Schlafmützen, die wie die Steine im Graben schlummern.