3. Liest man auch die trunkenen Worte
6. Lieder hab ich nicht gemacht
7. Herbei zu mir, mein liebes Kind
8. Fröhlich durchs Grüne zu ziehn
12. Nimmer hungern, dürsten, darben
13. O, ich will dich schon erspüren
18. Rondo (ein Schlummerliedchen für Katharina Anna)
19. Beschwörungsliedchen bei nächtlichen Ruhestörungen durch Kleinkinder, aus altbabylonischem Stoff
20. Kinder sind eins mit dem Winter
21. Der Wiesen neuerwachtes, frisches Grün
22. "Liebe Mama!" so sagen die Kinder
23. Bald mein Kindlein kommt die Zeit
24. Niemand soll es mir verargen
25. Ach ich sollt´ wohl etwas ernster
27. Was nur wälzest du dich, Lieber
30. Hab ich mich nun freigesprochen
31. Wenn uns einmal dort am Hügel
33. Es rauschte so leis in den Bäumen
34. Des Frühlings Blumen blühten auf im Maien
35. Ich glaubt´ es nicht, wie groß auch war mein Hoffen
38. Preis dir, der Leben geschenkt
43. Das Osterfischlein Lk. 24.42f
51. Nun bitten wir dich Jungfrau stark
53. Ich weiß nicht, was ich will
54. Die Osterglocken klingen aus
55. Dein-Vergessene sind wir, die dein vergessen
56. Du lässt mich sein noch eine kleine Frist
58. Atme in mir, atme in mir leis
Liebst du mich Liebste,
liebst du mich noch?
Was fragst du mich Liebster,
Du weißt es doch!
Gott und die Liebe leuchten wie im Traum
Im Aug der Liebsten glimmt kein Verrat.
So wie zum Lied am Abend Amsel sucht den höchsten Baum,
hilf deinem Herzen auf den rechten Pfad.
Liest man auch die trunkenen Worte
über buntverschlungenen Zeichen,
ist man doch noch nicht am Orte,
wo man trefflich kann vergleichen.
Nur mein Liebchen, das kann lesen
überall, wo wir gegangen;
ist mit mir ja dort gewesen,
wo Zypress und Rose prangen.
Und ich seh sie dort auch weilen,
reichgezierte Himmelspforte;
und für sie nur sind die Zeilen
all der vielen trunkenen Worte.
Wäre keiner da zum Zechen,
der ich durstig bin auf Wein,
und auch keiner da zum Sprechen,
müsst mir selber unnütz sein?
Schenke, komm, mir einzuschenken,
Schenke, schnell jetzt, schenke ein!
Fest an Liebchen jetzt zu denken,
sollst du mir behilflich sein!
Leise freilich nur verrat ich,
wie es der Prophet erlaubt,
leis den herzenssüßen Pfad ich,
der mir den Verstand geraubt.
Und nun musst du weiterdenken,
nützen mir mit deiner Kunst,
dass, berauscht von den Getränken,
ein mich schmeichl´in ihre Gunst.
Muss zuerst ein wackerer Zecher,
dann ein Dichter-Sänger sein.
Schenke, reich im Tulpenbecher,
reich mir jetzt, vom besten Wein!
Eins im andern zu benennen,
reiche mir das Instrument!
So nur gibt sich zu erkennen,
was schon viel zu lang getrennt.
Alles muss ich ihr vergleichen,
der aufs schönste alles gleicht,
und so muss sie mich erreichen,
die durch alle Strophen reicht!
Reich auch ihr den Tulpenbecher,
Schenke lass zur Tür sie ein.
Hinter ihrem bunten Fächer,
sieh nur, tritt sie ja schon ein!
Wofür soll ich mich bewahren,
Harren länger noch der Zeit?
Wofür Schönes neidisch sparen,
wo der Frühlingsvogel schreit?
Ist der Freund nicht schon gekommen,
und ich hätt ihn nicht gesehn,
wie er spähte durch das Fenster
grad wie im Vorübergehn?
Wie geklopft er an die Türe:
"Meine Schöne komm herbei!",
wie er, flüchtige Gazelle,
weitereilte, war vorbei?
Ach du sahst ihn doch! Das war er!
Und dann war er nimmer da!
Nachtigall, hast nachgesehen.
Sag mir nur, was dann geschah!
Sag, wo es ihn hin getrieben!
Zu den Lilien auf das Feld?
Oder zu den Weinberghängen,
ob die Reben wohlbestellt?
Oder eilte er zur Wüste,
Füchse-Fangen schon bemüht,
dass kein Fruchtland man verwüste,
wo gedrängt stehn Blüt an Blüt?
Auf! Geschwind, ihm nachzueilen,
ob mein Haar voll Duft auch tropft,
bis ich ihn als Siegel presse
an mein Herz, das stürmisch pocht!
Müsst ich auch auf Dornen treten,
eilen über Felsgestein:
Dorn und Stein will ich umkosen,
flüstern sie doch: er ist mein.
Eil ich nur! Wie ich begehre!
Herz, ach Herz, was ist dir traun?
Siehst du seiner Wimpern Speere
Zittern schon, dich anzuschaun?
Lieder hab ich nicht gemacht
zum Gebrauch für viele;
anders hab ich mich bedacht,
dass es dir gefiele.
Zwar es stimmt, ich äugelt auch
aus nach manchen Ehren;
Doch dann lernt ich das als Rauch,
Rauch und Staub entbehren.
Moschus, Ambra, süßen Duft,
wer könnt mir ihn bringen,
kämst nicht selbst du durch die Luft,
Liebchen mitzusingen!
Perle, Du, in meinem Lied,
uns recht zu erquicken,
Allerköstlichstes geschieht,
liebstes Herzentzücken.
Herbei zu mir, mein liebes Kind,
den Morgen zu genießen,
damit nicht träg und ungenutzt
die Stunden uns verfließen!
Ich halt dich fest; du hältst mich fest;
So halten wir zusammen!
Wie herrlich doch der Tag anbricht
in Frühlings Purpurflammen!
Was wüsst ich sonst, was könnt ich sonst
mir Schöneres erbeten,
als dass wir äugelnd küssend uns
von Herz zu Herze reden!
Weil doch die Liebe köstlich ist,
wenn sie uns greift und fasset,
wenn sie gelockt, mit uns gespielt,
uns neu zusammenpasset.
So eile nur, mein liebes Kind,
gleich will ich dir nachspringen.
Und wenn ich dich gefangen hab,
musst mir dies Liedlein singen!
Fröhlich durchs Grüne zu ziehn
im Arm ein Schätzchen,
haben wir nichts im Sinn
als nur ein Schwätzchen.
Bleiben ganz gerne, wo
Goldsonne scheinet,
doch ist das Herz auch froh,
wenn´s graupelt und greinet.
Drängt sich mitunter ein Lied
uns aus dem Herzen,
setzen ins Gras wir uns,
singen und scherzen.
Waldvöglein zwitschern mit
emsig beständig,
hüpfen von Ast zu Ast,
sorglos und wendig.
Geht uns ein Liedchen aus,
ziehen wir weiter,
bis uns der Abendstern
heimleuchtet heiter.
Wenn ein Vöglein ich wär,
säng ich hoch vom Baum
für mein Weibchen im Nest
in gehöhltem Raum,
Dass, soweit ich auch seh,
sich der Himmel so blau
in die Ferne hinzieht
und die Luft so lau,
Dass der Himmel so blau,
soweit ich auch seh
und die Luft so lau
und kein Feind in der Näh,
Und des Abends dann noch
hoch vom Baum säng ich hin
in die Stille der Nacht,
dass ich glücklich bin.
Eins ist keines, sag ich, weiß ich,
ob sich´s noch so quält und schälet.
Eines ungenügend heiß ich,
weil zur Einheit eins noch fehlet.
Eins allein, wie bleibt´s doch kleine,
unansehnlich, ungestaltet.
Erst ein Zweites schafft das Eine,
das die Einheit dann durchwaltet.
So denn, Liebchen, ist getroffen,
dass auch wir nicht müßig schweifen,
sondern uns gestaltend offen
eins im anderen begreifen.
Liebe bat mich: "Lies mir vor!",
sucht´ mich einzuweicheln,
lag am Mund mir, lag im Ohr,
wie sie mir könnt schmeicheln.
Und sie bat mich viele Mal,
kamen schon die Tränen
aus dem Liebestränental,
merkte um das Sehnen.
Und da lasen wir manches Blatt,
weil die Liebe so viele hat;
Und waren, als wir gelesen hatten,
wieder so recht vergnügte Gatten.
Nimmer hungern, dürsten, darben,
lass mich zechen, schenke ein!
Mich an deinem Wein zu laben,
Schenkin, tret ich bei dir ein.
Alte Rätsel noch bedrücken
sinnverwirrend den Verstand,
Fingerzeige schon beglücken,
Schenkin, die du machst bekannt.
Lass mich, selig hingerissen,
trunken suchend schlummern ein.
Hinter Nacht und Finsternissen
Herzensschenkin musst du sein.
O, ich will dich schon erspüren
selbst durch unwegsame Nächte,
müssen doch zu dir mich führen
Stern und Wagen, wie ich´s möchte.
An dem Flimmern meiner Augen,
meinem närrischen Gebaren,
wie ´s Verliebten wohl mag taugen,
wirst du leicht mich offenbaren.
Und was ich mir ausbedungen,
Trennungstagen abgesammelt,
lass mich, wenn von dir durchdrungen
Liebste mir der Mund hinstammelt.
Ja, ich will, ich will gestillt sein!
Jeder Steilhang soll verschwinden!
Jeder Zwischenraum gefüllt sein!
Jede Stufe weich sich ründen!
Alle Trübung soll verwehen,
Wirrung, Weh und Wolkenscharen,
Wege heiter hinzugehen
mit den Tagen, mit den Jahren.
Dies erbitt ich mir am Throne,
der den Liebenden gestattet,
wahrer Lieb zu festem Lohne,
dass kein Liebender ermattet.
Schein ich gleich auch unerschwinglich
hohe Gunst mir zu erlangen,
bitt ich doch inständig dringlich
nur für meiner Liebsten Wangen.
Ja, den großen Frauen am Throne
Will ichs auch ans Herze legen,
dass sie - Heil dem höchsten Sohne! -
bittend ihn für mich bewegen.
Pfirsichbäumchen im Garten
habe ich gern;
wenn alle Bäume noch warten,
entfalten sie Stern an Stern.
Aber schon im warmen Zimmer,
wenn´s draußen noch frostig knallt,
zeigt sich auf grünendem Zweig mir
Blütengestalt.
Winter schwindet. Winterliches
schwindet hin; der Frühling naht sich;
weggeschmolzen Hinderliches
kündet überschwänglich Tat sich
Und so stehen mit den Dächern
Hütten schon dem Licht entgegen,
wenn aus hunderttausend Fächern
erdwärts drängt, sich zu bewegen.
Berg und Matten überschwärmet,
wo im Tal schon alles grünet,
grünet, blühet, aufgewärmet,
Winterkälte weggesühnet.
Und so bleibet selbst im abend-
lichen Schatten noch ein Tönen,
Liebe leise zuzuflüstern
meiner Liebsten, meiner Schönen.
Hab nicht ein Gärtlein ich klein und fein,
ist nicht schon der Winter vergangen?
Will sehn, was mir drunten schon mag gedeihn,
ob ein Knösplein schon aufgegangen!
So tret ich ans Fenster, so eil ich hinab
Und eile geschwind in den Garten;
Wie lieb ich die kleinen Blümlein doch hab,
wie manches mich mag erwarten!
Da seh ich zwei Glöckchen leuchtend am Hag,
ein schneeweiß Leuchten und Läuten.
zwei liebliche Glöckchen im Wintertag,
es ist ja nicht auszubedeuten.
Wie sehr ich die lieblichen Glöckchen doch mag,
sie blühen so still, mich zu grüßen.
Ich weiß nicht, was steh ich. Ach, dass ichs doch sag:
Ich möchte sie herzen und küssen.
Schlafe mein Kindchen, schlaf ein!
Schlaf und schlummere fein!
Schlaf und durchschlummer die Nacht!
Das Bettchen für dich ist gemacht.
Schlaf und schlummere fein!
Kindchen, du bist nicht allein!
Das Bettchen für dich ist gemacht.
Mütterchen hat auf dich Acht.
Mütterchen hat auf dich Acht,
bis dass der Morgen erwacht.
Kindchen, du bist nicht allein!
Bald wieder Tag wird sein.
Bis dass der Morgen erwacht,
schlaf und durchschlummer die Nacht!
Bald wieder Tag wird sein.
Schlafe mein Kindchen, schlaf ein!
In tiefem Frieden liegt die Welt,
in allertiefstem Frieden.
Was ist nur Kindlein, das dich quält,
das dich vom Schlaf geschieden?
Du Kleines, du, aus finsterem Ort
bist doch zu uns gekommen,
zu Schamaschs Licht, zum Himmelsport,
der uns die Angst genommen.
Was schreist und weinst du nur so laut,
weckst auf des Hauses Hüter,
und alle Wächter, groß und klein,
des Kusarikku Brüder?
Wie einen Schützling, schwer vom Wein,
Wirtinnen still bedecken,
schlaf nur auch du nun wieder ein,
bis Schamasch dich will wecken.
Kinder sind eins mit dem Winter,
sind eins mit dem Sommer,
sagen nicht: "Komm er!",
wenn er gegangen;
haben mit jedem Tag neu angefangen.
Der Wiesen neuerwachtes, frisches Grün
ist wie ein Teppich samten, drüber ziehn
Die Bäume blühend in des Himmels Blau,
bis in den späten Abend weht es lau.
Und altbekannte Frühlingsvogellieder
im Halbschlaf noch hörst du sie hin und wieder,
austauschend tausend Liebesseligkeiten.
Nur im Dickicht mitunter Vöglein streiten.
Wie passt zu Kindern Frühlingsübermut,
sie sind dem Leben hold, sie sind ihm gut!
Ein Dichterlein, das solches wohl empfindet,
der Reihe nach die Wörtlein rasch verbindet.
"Liebe Mama!" so sagen die Kinder.
Und wissen noch nichts sie um Namen,
so sprechen sie diesen Namen doch aus
viel wahrer, als was tausend Weise heraus
in tausend Jahren bekamen.
Bald mein Kindlein kommt die Zeit,
wo du dir zum Schwatzen
ein Vöglein nimmst, zum Zeitvertreib,
zum Herzen und zum Atzen.
Licht machst du ihm der Äuglein Paar,
das Schnäblein weit dir offen,
an deinen Wangen weich und klar
lehrst du es, auf dich hoffen.
Wenn´s aber dann nicht ohne dich
kann fröhlich weiterleben,
musst sorgsam du von deinem Herz
ihm Stück um Stücklein geben.
Niemand soll es mir verargen,
wenn ich gern der Blumen denke,
die nur unter Daches Scheibe
ihre Stängel aufwärts lenken.
Ach ich sollt´ wohl etwas ernster
jetzt mein Tagwerk wohl betreiben,
als so hin und her faulenzend
kleine Liebesliedchen schreiben.
Sollte grundernst und solide
großen Fragen groß mich stellen,
und der großen Welt zu Liebe
sie mit großem Licht erhellen.
Lebe wohl denn, holde Liebe,
holde Knospe, süßer Traum,
der mich sonst ein süßes Stündchen
noch entzückt vom Lebensbaum.
Kommt herbei, ihr Wissenschaften,
wo man rechnet und beweist,
dass im Grunde aller Dinge
alles nur sich selbst umkreist.
Ich stehe da und schaue
und draußen wird es Nacht.
Wie ist mir doch, als hätt ich
den ganzen Tag durchwacht.
Da drüben ist das Fenster
Verschlossen all die Zeit.
Kein Lichtlein mehr erhellet
es vor der Dunkelheit.
Da standest du und schautest
so manche Sommerstund,
und warest still zufrieden
so recht aus Herzensgrund.
Am liebsten, sprachst du, steh ich
Und schau den Wolken zu,
wie sie gemächlich segeln
zur abendlichen Ruh.
Und ich, ich dacht, am liebsten
Steh ich und seh dich schaun
Und wollte mit den Wolken
Zu segeln fast mich traun.
Da gingst du auf die Reise
für unbestimmte Zeit;
mir ist, als wär vergangen
schon eine Ewigkeit.
Ich stehe da und schaue
und draußen wird es Nacht.
Wie ist mir doch, als hätt ich
den ganzen Tag durchwacht.
Und drüben bleibt das Fenster
verschlossen alle Zeit.
Kein Lichtlein mehr erhellet
es vor der Dunkelheit.
Was nur wälzest du dich, Lieber,
auf dem Bette schlaflos immer?
Mitternacht ist schon vorüber
Doch noch fern des Morgens Schimmer.
Willst denn Sorg um Sorg erlangen,
als wär Schmerz und Qual dein eigen?
Lass vom Schlaf dich jetzt umfangen,
bis der Tag sich dir will zeigen.
Gib der Stille Raum jetzt. Draußen
kalt ists, hoch steigt auf der Rauch.
Ruhig unterm Sterngewölbe
Liebchen schläft. Schlaf du jetzt auch!
Im Herzen, das mir angehört,
wurd´ manches einst gar sehr versehrt.
Nun hat ein Traum es noch verstört,
Traum unerhört.
Der Winter war vergangen,
Mai hatte angefangen
Mit grünen Blättern im Revier
Und goldener Blütendolden Zier,
mit vieler Vögel Schallen
und weitem Echohallen.
Du saßest an der Arbeit heiter
Ausbessernd Winters warme Kleider
Und neben dir Papa, Mama
Und Inge auch und Gisela,
sie alle arbeitsam zu Haus,
zu bessern ihre Kleider aus.
Den Lammfellmantel nahmst du grad,
ihn zu beschaun auf Fleck und Schad.
Da sprach die Mutter zu dir hin:
"Die Arbeit schlag dir aus dem Sinn.
Der Mantel muss zur Reinigung!"
"Wieso?" - "Glaub´s nur!" - Ohn´ Einigung
Ging da die Rede hin und her
Den Vater aber stört das sehr.
Kein Widerwort mehr will er hören.
Verflucht, wer ihm die Ruh will stören.
"Weiß Mutter denn nicht, was sie spricht?" -
"Ich mein doch nur, die Wolle bricht,
Wenn man mit scharfen Laugen
Sie sich lässt voll aufsaugen." -
Der Vater drauf, nun voller Wut:
"Was Mutter sagt ist recht und gut!"
Er duldete nimmer ein Wort.
Nun ging die Arbeit schweigsam fort,
mit Nadel, Faden, Bürst und Scher,
wo etwas auszubessern wär.
Ah, wie es dir im Herzen brannte,
wie sehnlichst doch dein Aug bekannte,
zu sehn den Vater wieder gut.
Und endlich nahmst du frischen Mut
Hobst auf den Blick, sein Aug zu suchen,
ein gutes Wort nun zu versuchen.
Doch fiel dein Blick nur auf die Wand,
wo groß ein Fenster offen stand.
Des Vaters Aug war nimmer dort,
ein andres Auge war am Ort
Im Fensterrahmen stand es groß,
ein Zucken der Pupille bloß,
sonst unbeweglich starr der Kopf,
der Krähe ähnelnd Hals und Schopf
Es starrt dich unablässig an,
aus welchem Grund? Was ist der Plan?
Was will es nur. Nicht ists zu merken.
Allein die Mutter zu bestärken,
spricht Vater jetzt ein Wort zu ihr.
Gebannt nur spähst du nach dem Tier.
Zum Flug bereit auf festen Beinen.
Was mag damit es denn nur meinen?
Müsst nicht man sich zum Fenster kehren,
den Einflug strikt ihm zu verwehren,
es schleunigst treten aus dem Haus?
Doch du, kein Wort bringst mehr heraus.
Da fliegt das Tier mit ein paar Schwingen
auf dich, dich mit sich fort zu zwingen,
packt mit den Krallen nach Arm und Händen,
den Deinen dich nun zu entwenden.
Wo wart ihr: Hoffnung, Liebe, Glauben,
dass widerstandslos es konnt rauben?
Indes voll Gram im weißen Haar
der Eltern herbes Antlitz war.
Vöglein klein,
sage, was stahlst du dich ein
im Frühlingsschein?
Zwischen die Herzen, die heftig pochten,
dass sie vor Lust
so Brust an Brust
fast zerbrechen mochten.
Vöglein klein,
sage, was stahlst du dich ein
ins Herzkämmerlein?
Pickst ja schon Stück um Stückchen heraus
mir aus dem Herzen,
das ist kein Scherzen,
lass ab vom Schmaus!
Vöglein klein,
sage, was stahlst du dich ein?
Schon endlich mein!
Hob drin die süßesten Wörtlein auf,
die in späteren Tagen
meiner Liebsten wollt sagen,
und du schreckst sie mir auf?
Hab ich mich nun freigesprochen
trüben Elends endlich frei,
oder nur mein Herz zerstochen,
dass es unverwundbar sei?
Dass ich tränenlos dastehe,
und ich geh mich nichts mehr an,
halb erlöst von allem Wehe
töricht doppelt nur im Wahn?
Ziehen unaufhörlich Fragen
Mir ohn´ Antwort durch den Sinn.
Wer auch könnte mir noch sagen,
ob ich noch derselbe bin.
Wenn uns einmal dort am Hügel
milder Abendschein einwieget
wenn uns nichts mehr müd betrübet,
starkem Frieden angeschmieget,
wenn wir uns ausbuchstabieret
alle Gattungen der Liebe,
konjugieret, deklinieret,
hüben Liebe, drüben Liebe,
Seiner Augen Stern aufspüret
weiter uns, mit uns zu üben,
so behütet, so geführet:
Liebe drüben, Liebe hüben.
Ich stand am Geländer und neigte mich
Hinab zu des Wassers Kreisen
am Ufer, kaum merkbar ein Lüftchen strich
auf Wasser aufkräuselnde Weisen.
Und winzige Wellen trugen herein,
Und neben mir säuselten Linden,
erst Augen und Stirn, dann Fleisch und Gebein,
dann mocht ich dich ganz bei mir finden.
Wir müssen wohl lang so gestanden sein,
und hielten uns fest umfangen
Des Maien Antlitz im Abendschein
War endlich untergegangen.
Die Luft war gekühlt, der Abend war
in goldenem Leuchten versunken,
und ganz allmählich dein Bildnis war
zusammen mit meinem ertrunken.
Zwei trunkene Schwäne nur zogen vorbei,
ich sah sie noch unter den Linden,
sie tauchten nach unserem Bildnis im Mai
und konnten es nimmermehr finden.
Es rauschte so leis in den Bäumen,
ans Fenster ich heimlich trat,
erschauernd aus uralten Träumen
und unter mir wogte die Saat.
Und tiefer, in Stromes Bette,
da schweifte der Sterne Pracht,
als ob sie verloren was hätten
und suchten es tief aus der Nacht.
Und drüben, da war mir, als harrten
die Eltern im Mondenschein;
im lange vergessenen Garten
als säßen sie still, allein.
Da spürt ich ein heftiges Schauern,
da sehnt es mich plötzlich hinab.
Fernab rückten Giebeln und Mauern,
der wankende Kirchturm ins Grab
Fern hört ich die Lerche noch singen,
als ob ich begraben schon sei.
Nichts mocht mich zurück mehr bringen.
Die Nacht ging endlos vorbei.
Des Frühlings Blumen blühten auf im Maien,
Ein früher Morgen sprühte auf im Licht,
Voll war von Jubel jegliches Dickicht,
Und alles war gepaart zu zwei und Zweien.
Da warst auch du und ich. Und sieh, wir gingen
Leichtfüßig hin durch tiefergrüntes Tal,
Erde und Himmel blühten allzumal,
als ob sie wiegend dich und mich umfingen
Da plötzlich war ein Leiden uns geworden,
das sich in meinem Innersten verlor,
wie Schluchzen heimlich schlug es an mein Ohr;
und bitten hört ich mich mit diesen Worten:
Vernichte du die sterblichen Gesichte
Und lass uns ruhen ganz in deinem Lichte.
Ich glaubt´ es nicht, wie groß auch war mein Hoffen,
als ich dich sah im Traum vor Freude springen
lachenden Blicks, des Frühlings Tor stand offen.
Betroffen staunend schaut ich dem Gelingen.
Und du sprachst: "Sieh! Ist noch was anzumerken,
dass ich den Fuß nur schwer vermocht zu setzen?
Geduld. Ich muss ihn nur noch ein paar Tage stärken,
dann tanzen wieder wir uns zum Ergötzen."
Und eiltest durch das Tor. Ich, dich zu fangen,
Eilte dir nach. Wie wuchs in mir die Freude.
Durch Frühlings Schluchten frühe Strahlen drangen.
Und eilten beide, Hand in Hand, wir beide,
die Bächlein schäumten und die Vöglein sangen,
und eilten über bunterblühte Heide.
Am Ufer die Veilchen
Von Weilchen zu Weilchen
Schaukeln im Licht.
Auf grünen Heiden
Unter Blumen und Weiden
haben wir uns eingericht´.
Hab ich dir Schmerzliches angetan,
so hab ichs doch nicht gewollt;
gern hätt gefangen ich an,
was ich gesollt.
Liefst mit mir in die Welt hinein,
Vater und Mutter sind fern geblieben,
hättest böse müssen auf mich sein,
dass ich dich fortgetrieben.
Aber du warst es nicht, du bliebst mir hold,
weißt ja, dass ich nichts Böses gewollt.
Heimlich hab ich und oft bedacht,
und mein Herz hat im Stillen gepocht,
hätte dir gern eine Freude gemacht
und habs nicht vermocht.
Zeigt´ ich dir in der Ferne ein Haus,
ich wusste ja nicht, was ich meinte,
und sprach ich das Wort der Liebe aus,
so war mirs, als ob ich weinte.
Doch wusst ich auch nicht, was ich tat,
an deinem Herzen blühte mir Rat.
Mit mir ist kein Staat zu machen,
aber das muss auch nicht sein.
Mit dir nur will ich lachen,
mit dir nur fröhlich sein.
Ich sage Du und ich, wie du mich lehrtest.
Ich bin bei dir, du bist bei mir.
Die Einzahl ist gering, die Mehrzahl unbeschreiblich.
Du bist bei mir. Im Plural ist alles weiblich.
Am Ufer die Veilchen
Von Weilchen zu Weilchen
Schaukeln im Licht.
Auf grünen Heiden
Unter Blumen und Weiden
haben wir uns eingericht´.
Vater der Liebe,
in dir ist alles verwoben.
Was in den Tiefen sich regt,
was im Himmel droben,
deinen Namen kündet, dein Reich.
Ist der Mensch dir gleich,
so strafe nicht mein sonderbares Wesen,
dass ich Liebstes mir auserlesen.
Preis dir, der Leben geschenkt,
Leben und Geist:
Was auch immer uns gelenkt,
es dich preist.
Ob ich auch nicht dich erkannte,
als ich dich nächtens bedacht,
schenktest du mir anverwandte,
himmlische Macht:
Rosen im Haar,
so Jahr um Jahr,
so Stunde um Stund:
Liebesmund
macht dich kund!
Wie ein Tag sind tausend Jahre
schnellen Flugs vor ihm vergangen
David sagt es: Kaum empfangen
Stehst du schon im Greisenhaare.
Später aber voll Entzücken
Des Apostels Mund verkündet:
Ob auch alle Weltzeit schwindet,
Liebe bleibt, bleibt voll Erquicken.
So kein weiteres Bedenken,
zweifelndes, soll uns belasten,
dass im Paradies wir rasten,
Liebe weiß es schon zu lenken.
Und wie immer wir auch walten,
Ob im Ansatz viel bleibt stecken,
dulden wird er doch als Flecken
still uns in des Mantels Falten.
Jungfrau, viel reine,
du, die ich meine,
du aus Davids grünendem Spross!
Lass mich dir zu Füßen
Mit des Engels Gruß dich grüßen,
mit dem unnennbar süßen,
Du Gnadenvolle,
Du bist groß.
Magd dir, der zarten,
in Salomons Garten
kein Reis ist dir gleich.
Kostbar und reich
Wächst aus deinem Schoß,
den du empfangen,
davon die Engel sangen
nie genug, dass wir Freude erlangen,
Du Gnadenvolle,
Du bist groß.
Mutter bist du, hehre,
o dass ich dich ehre
mit gebührendem Sinn,
Königin,
aller Hoffnung geheimnisvolle Ros.
Dess´ wird ich nicht los,
dass du vor Jerusalems Toren
ihn sahst blassen im Tod verloren,
den du geboren.
Du Gnadenvolle,
Du bist groß.
Führ du uns milde
zu deines Sohnes Bilde,
zu seinen unzähligen Wunden bloß.
Die du uns worden
Aller Stunden und Orten
zu Himmelspforten,
lass uns nicht los.
Du Gnadenvolle,
Du bist groß.
Als Jesus auf der Erde einst gewandelt
Da hat er nicht nach Menschenart gehandelt,
wo Schmerz um Schmerz durch Schmerz nur wird verschlimmert,
ihn hat das Los der Menschen sehr bekümmert.
Einst, als er wieder seine Jünger lehrte,
kam eine Frau, die Ungemacht beschwerte
schon manches Jahr, sie hoffte ihres Leides
Entledigung am Saume seines Kleides.
"Wenn ich den Saum des Kleides nur berühre",
sprach sie zu sich, "ich nimmer Leid verspüre;
denn er ist mächtig schon in seinem Kleide!"
und schleppte sich voll Müh an seine Seite.
Er aber sah sie, sah die fromme Regung,
der kranken Hände zitternde Bewegung.
"O Tochter, hab nur Mut!" Als ers gesprochen,
da war der Frau Gebrechen schon gebrochen.
Und Lärm erscholl von trunkenen Flötenspielern.
Ein Mann am her, fiel eilends vor ihm nieder:
"Meister, mein Töchterchen, du kannst es retten!
Du hast auch Macht, dem Tod es zu entketten!"
Da hieß er erst die Menge sich entfernen,
sie glaubt ja nicht, wird niemals Glauben lernen;
und stieg dann mit den Eltern zu der Kammer
wie rührte ihn der Tränen stiller Jammer.
"Sie ist nicht tot; sie schläft nur, will sie wecken!"
Man zeigte ihm den Leichnam in den Decken.
"Sie ist nicht tot. Nehmt dieses nur als Zeichen!"
Und beugte sich, die Hände ihr zu reichen.
Doch als er ihr die Hand gereicht, gerühret
Von so viel Not, da hat er selbst verspüret
Geheime Not, durchdringend wie noch keine,
wie Nägel, schwere, trieben durchs Gebeine.
Und er sprach: "Geht!", sprachs zu den Jüngern, zwölfen.
Und schickte sie zu zweien aus zu helfen.
Und war ihm selbst, wie einem voller Mühe.
Es war die dritte Stunde morgens in der Frühe.
"Was immer ihr begehrt",
sagst du, "will ich euch geben.
Dem, der sich zu mir kehrt,
schenk überreich ich Leben."
So hast du uns gelehrt,
dass wir von dir erstreben,
von Schuld und Not versehrt,
ein ganz vollkommenes Leben.
So mache du uns rein,
dass wir die Makel kennen.
Gieß du dem Herzen ein
der Liebe heißes Brennen!
Mach, dass in Trostes Not,
wir dein gar hart begehren!
Senk ein uns dein Gebot,
sooft wir zu dir kehren!
Du, der du nimmst und gibst
Und gibst und wieder nimmst,
die du ihm Herzen liebst,
der Liebe zu bestimmst.
Reich in der Armut Haus
Du uns der Liebe Brot,
Und geht das Brot uns aus,
nimm uns aus aller Not!
Gepriesen bist du Fischlein, das
der Herr, da er vom Tod genas,
im Kreise seiner Jünger aß.
Als dich der Herr so sehr begehrte,
vor seinen Jüngern dich verzehrte,
durch deinen Tod bewiesen hast,
dass von des Todes schweren Last
zum Leben er erstanden ist:
Jesus, der Herr, der wahre Christ.
Wie bist geduldig du, wie schön!
Komm, Fischlein, lass dein Antlitz sehn!
Wie, oder bist du selbst der Herr,
der Gottessohn, der Heiland, der,
da er zu essen dich begehrte,
für seine Jünger sich verzehrte?
Ja mit dem Herrn voller Verlangen
Bist furchtlos in den Tod gegangen.
Gepriesen Fischlein, ihn zu speisen,
sein neues Leben zu erweisen!
Jetzt, da gebrochen Todes Banden,
lebst du mit ihm, in ihm erstanden.
So ichs lese, so ichs las,
ein wunderkräftig Bild ist das,
geschehn am See Tiberias!
Es ging schon gegen Abend hin,
verglänzend Licht den See beschien,
die Jünger hatten zusammen gefischt,
doch hatten sie nicht einen Fisch erwischt;
nun waren sie am Grübeln sehr,
von wo was käm zu essen her.
Endlich, noch einmal gings hinaus,
zu werfen alle Netze aus,
sie mühten sich hin durch die Nacht,
doch ward auch jetzt nichts eingebracht.
Der Morgenwind wehte schon her,
die Netzte aber waren leer.
Da half kein langes Sich-Beschweren,
mussten unverrichteter Dinge ans Ufer kehren.
Wie sie nun müd und deprimiert
Das Schiffchen langsam landeinwärts fährt,
Petrus war aus dem Schiff gestiegen,
es durch den Morgennebel zu wiegen,
in Ufers Nähe auf einmal da
steht ein Fremdling vor ihnen zum Greifen nah.
Und der, als wär nichts weiter geschehn:
"Was habt ihr gefangen? Kommt, lasst michs sehn!"
Zutraulich spricht er; es raucht am Ort
ein Feuer, zu braten die Fische dort.
Oft hatten sie so sich die Arbeit geteilt:
Waren die Jünger zum Fischen geeilt,
hatte der Herr am Strand geweilt,
fürs Feuer gerichtet ein paar Scheit.
Nun schauten sie alle voll Traurigkeit.
"Ihr Kindlein, habt ihr zu essen nichts?"
So fragt er sanften Angesichts.
"Habt ihr auch nicht ein Fischlein klein?"
Da kam ein herzerschütternd Nein.
Er aber ließ sich nichts anmerken,
wollte ja nur ihren Glauben stärken.
"Noch einmal denn versucht es gleich.
Hier ist der See recht fischereich."
Die Jünger folgten ihm aufs Wort,
sie warfen die Netze gleich beim Ort,
sämtliche Netze warfen sie aus.
Und als sie sie diesmal zogen heraus
Da hatten an Fischen so viel sie gefangen,
wie niemals zuvor noch ins Netz gegangen.
Da sagte Johannes: Es ist der Herr!
Die anderen aber auch ahnten ihn sehr.
Johannes hatte es nur gesagt,
weil ihn es besonders am Herzen genagt,
dass man den Herrn zu Tod geplagt.
Nun, wie der Herr am Feuer steht,
einen Brotlaib hin und wieder er dreht,
die Jünger schauen wie entrückt,
als hätten noch nie sie ein Feuer erblickt.
Wie drängt es sie, vor ihm sich zu schämen!
"Kommt, Kinder, das Frühmahl nun einzunehmen!"
Der Herr heißt sie, mit ihm zu essen;
sie aber können jetzt nicht mehr vergessen,
wie sie ihn jäh im Stich gelassen,
dass die Hohepriester ihn konnten fassen.
Doch wie sie sitzen nun bewegt,
des Herren Bild ins Herz sich prägt,
und aller Kummer allmählich sich legt.
Und wie sie so beim Essen schön,
den Herrn in ihrem Kreise sehn:
da wissen sie plötzlich, was geschehn:
Da drängts herauf, es laut zu künden:
"Der Herr ist nicht im Tod zu finden.
Zerrissen sind des Todes Banden.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden!"
In Menschgestalt geoffenbart,
Gerechtfertigt im Geist er ward,
von Engeln wunderbar geschaut,
verkündet dann den Heiden laut:
Glaube sei ihm, dem Herrn der Welt,
der stetig, tätig uns erhält,
der aufgenommen in Herrlichkeit
Hoffnung und Liebe viel verleiht.
Sei, Vater, Du uns hochgepriesen
Durch deinen Sohn, den du gewiesen
In Deinem gnadenreichen Überfließen
Zu uns, auf dass wir Heil genießen.
Gepriesen sei, was Dir gefällt,
der Du vor Grundlegung der Welt
ihn hast zu unserem Herrn bestellt.
Durch ihn von Not und Schuld befreit
Zum Lobpreis Deiner Herrlichkeit.
Denn was verborgen aller Orten,
das ist jetzt kundgetan uns worden,
Herr Jesus Christ, dein Wort ob allen Worten,
erschlossen hat des Himmels Pforten.
Erlösung strömt jetzt durch sein Blut,
Vergebung überreich und gut,
vor Feindes Arglist sichre Hut.
Mit ihm vereint nach festem Entscheid
Zum Lobpreis Deiner Herrlichkeit.
Nun auch geschieht nach Deinem Willen,
in ihm den Heilsplan zu enthüllen,
der Schöpfung Sehnen wird er stillen,
in ihm das All endgültig sich erfüllen.
Besiegelt ists mit heiligem Geist,
der uns umwandelnd stärkt und speist,
bis alle Welt in ihm dich preist.
Zu deinem Eigentum bereit,
Zum Lobpreis Deiner Herrlichkeit.
Wie er sich hinüberwandte
Hin zu ihm, dem großen Dulder,
sah er mit dem Sohn, erkannte,
ihn an seiner breiten Schulter.
Sah den Vater ungeheuer
Zu Morias Hügeln schreiten.
Isaak trug Holz fürs Feuer.
Nur ein Tier schritt nicht zur Seite.
Sah den Vater in Gedanken
Opfernd schon das Messer heben,
ihn am Ziel ohn alles Wanken
in den Opfertod zu geben.
Nicht bedacht er, ob ers ließe,
ob es späterhin ihn reute,
wenn er ihm das Messer stieße
jäh und rücklings in die Seite.
Doch als er nun sinnend dastand,
höchsten Spruche sich zu fügen,
Isaac auf dem Altar anband
Gottes Willen zu genügen:
Da erbarmte sich der Höchste
Abrahams, der nicht geschonet
Seines Sohnes, seines lieben,
dass er solche Tat ihm lohnet. -
Lazarus so in Gedanken
sah den Vater jetzt, den frommen,
wie er Leidenden und Kranken,
in der Schwachheit bei könnt kommen.
"Abraham sei hochgepriesen,
der sich selber nicht verleugnet,
der den Weg, ihm zugewiesen
unbeirrt sich angeeignet."
Sprachs es aus, beglückt; dann merkt´ er,
wie ihm Hilfe kam von oben,
und da ward gestillt, gestärkt er
in des Vaters Arm gehoben.
Der Dichter aber in seinem Buche
Betrübt uns gar sehr mit betrüblichem Spruche,
als wär für Gewinn nur sehr wenig Gewähr.
Denn wer wünschte ein Buch sich von tausend Seiten,
spärlich an Freuden, zahlreich an Leiden,
wer wünschte sichs her?
Doch will ich lieber zu Joseph mich wenden,
dem die Brüder verkauften mit bösen Händen
ob seiner Träume gerechtem Gesicht ...
Da musste Joseph von sich geben
Des Vaters Leben und das eigene Leben
Und wollt es doch nicht.
In der Knechtschaft Ketten war er gefangen,
bis der König des Nachts einen Traum empfangen,
den keiner seiner Weisen verstand.
Da sagte der Mundschenk, der dabei gewesen,
ein Mann im Gefängnis könnt Träume lesen;
und schnell man zu Joseph sandt´.
Und Joseph bedachte, was keiner bedachte
ehe er sich an die Arbeit machte,
Kornhallen zu bauen in Misrajims Haus:
Denn die fetten Jahre und die mageren Jahre,
die machen zusammen vierzehn Jahre,
und sie machen ein Ganzes aus.
Im Gedächtnis wohlbehaltend
Wort um Wort der Offenbarung,
so in täglicher Bewahrung
fort und fort mich umgestaltend
Sorgsam prüfend das Geschicke,
Zeit, hinschwindender, gewärtig,
doch im Sinne gegenwärtig
Geistes Gaben, Geistes Glücke:
Leg ich mich nun auf die Schwelle,
das Gesicht dem Schlaf hinbreitend.
Mögest du, vorübergleitend,
es erfüll´n mit deiner Helle!
Maria, Mutter, Abendstern
Du Trösterin, bleib uns nicht fern.
Du Heil der Kranken eil herbei,
Du meiner Bitten Fürsprach´ sei!
Was ich auch heute hab gefehlt,
o wasch es ab, machs ungezählt!
wisch ab die Tränen meiner Schuld,
gewähr uns Mutter, deine Huld!
Deines Atems Wehen uns behüt,
Du Lilie, die nie verblüht.
An deinem Herzen schenk uns Ruh,
Maria, Mutter, milde Du.
Nun bitten wir dich Jungfrau stark,
der Gott sich selber anverbarg,
da er als Kind in deinem Schoß
aufwachsen wollte rein und groß.
Nimm auch uns Kinder schwach und klein
In deinen Mutterschoß hinein,
dass wir nach seinem Ebenbild
aufwachsen kraftmütig und mild.
Du Himmelspfort, Du Morgenstern,
Du Mutter unseres lieben Herrn,
Du Fürsprach gnadenvoll am Thron:
Führ Du uns heim zu deinem Sohn!
Als ob ich ein andrer bin,
wenn hinaus ich schaue;
übers Schneefeld gleitet hin
rosarote Fraue.
Als ob tief, ganz tief im Traum,
jetzt etwas geschähe.
Und ich merke, merke kaum
Dass ich stille stehe.
Ich weiß nicht, was ich will,
ich renne hin und her.
O Vöglein schweiget still,
ich bitt euch sehr.
O Vöglein schweiget still,
o Nacht, brich nun herein.
Ich will ja still sein, will
ganz stille sein.
Die Osterglocken klingen aus,
entstiegen ist der Herr der Erde;
der Orgeln festliches Gebraus
verstummt wie leise Wehgebärde.
Im Tal vom Kirchturm schlägt die Stund,
mit der sich nun die Nacht ankündet.
Ein Engel schwankt im Wiesengrund,
ob er Marie, die Jungfrau findet.
Gethsemane, der Garten, liegt
Am Weg, der in die Fremde führet.
Der Himmel sich metallen biegt,
wenn er der Erde Pfeiler spüret.
Und abermals ein Engel steigt
hernieder, ob der Herr noch klaget,
zu bringen, wenn das Haupt er neigt,
des Vaters Tröstung nicht versaget.
Später, wenn Stern um Stern zerstiebt
im unverhüllten Nachtgefunkel,
die Augen müde und betrübt
sich immer tiefer scharrn ins Dunkel,
wenn sich der Nachtwind hingelegt
auf bunten Beeten, Blumenranken,
die Osterfahnen hoch bewegt
den Osterstangen matt entsanken,
Wenn aus dem Abgrund quillt die Nacht,
als wollte sie die Leere stillen,
des Grabes aufgerissenen Schacht
mit tiefer Finsternis erfüllen,
die Lider endlich fallen zu,
das Herz nach einer letzten Runde
sich endlich auch ergibt der Ruh,
vergessend dein und seine Wunde:
Dann eile Schwester Du herbei,
lass dich von meinen Bitten tragen,
an deinem Herzen neu und neu
dir Lieb um Liebe fort und fort zu sagen.
Und wärs auch nur im Traum,
so acht ichs doch, als wär es eben
von anderm unterschieden kaum.
Denn wie im Traum erfüllt sich unser Leben.
Dein-Vergessene sind wir, die dein vergessen,
und sind die Deinen dennoch, die Deinen, von dessen
tausendfältigem Namen wir oftmals gegessen,
der du niemals gewesen.
Du lässt mich sein noch eine kleine Frist,
dann löschst du mich, als hättst du mich vergessen
und lässt mich doch, der du der Anfang bist,
aufgehn in dir grenzenlos ungemessen.
Du löschst mich aus und dennoch bin ich da,
verlierst mich ganz, und dennoch bin ich dein
greifst du nach mir, ergriffen steh ich da
und lebe auf in dir und deinem Schein.
Du lässt mich schauen, was seit eh du weißt,
das Gleichgewicht haltend in deinen Händen.
Und nicht verderben lässt du deinen Geist,
den Anfang biegend ins Geflecht der Enden.
Dass ichs nur sage,
töricht scheint mir jede Klage;
wonach ich so lange gesucht:
Du nanntest es Lieben,
und du hast es mir aufgeschrieben,
und es bleibt verbucht.
Atme in mir, atme in mir leis,
auf dass ich atme auf rechte Weis,
auf dass ich atme auf rechte Weis.
atme in mir, atme in mir leis,
Atme in mir, atme in mir leis,
auf dass ich atme zu deinem Preis,
auf dass ich atme zu deinem Preis,
atme in mir, atme in mir leis,
Der meinen Atem du atmend entbunden
Aus deines Atems stillatmenden Stunden,
auf dass ich atme zu deinem Preis,
atme in mir, atme in mir leis