17. Aber durch dünne Finger ...
18. Vielleicht, dass dieser Luftstoß dich noch findet
21. Zergehendes in morgendlicher Kühle
22. Die Nacht geht lang noch fort
23. Ich wär allein und du wärst nicht zu Haus?
24. Sind wir nicht auch voll tiefer Stimmen drinnen
26. Du vom Palast der Jahrmillionen
30. Don Quijote hatte ein Liebchen
31. Ach Mütterchen, du (Sappho, Buch 7)
32. Glockentönin Bim (Paul Klee)
36. Das Kind und der Sensenmann
Gräser tausendfach und hohe Ähren,
die in Blüte stehn in grünen Reihen,
und dein Bild, du musst´s mir nicht verwehren,
das der dunkelrote Klee will leihen.
Ginster brennt im heißen Nachmittag
Drüben über breitem Felsgestein,
der ich droben hoch im Grase lag,
dachte dein.
Was wird zwischen heut und morgen sein?
Wie viel unruhvolle Augenblicke?
Doch ich wär allein?
Nein, du bleibst, du bleibst bei mir zurücke!
Deinen Namen hab ich oft gesprochen,
wie die Wälder oft Geheimes rauschen,
wie die Ähren, die noch ungebrochen,
leis im Winde manche Worte tauschen.
Kein Wort fiel mehr, wir gingen ganz beisammen
Und hielten unsre Hände Hand in Hand,
Noch lag ein Streifen abendlichtes Land,
In deinen Augen wogten goldene Flammen.
Und Laubengänge nahten, dichtgefüllte,
mit Lampen, bunten, wie ein Lichtermeer;
Des Nachthauchs Flöten tönten zu uns her,
als ob sich unser Sehnen endlich füllte.
Da neigtest du den Kopf, ich wollt dir sagen -
Ach alles wusstest du, es war kein Traum!
Und näher deinem Herzen hört ich schlagen
Lebendigen Lebens göttlich schönen Baum.
Ich stehe schon lange und höre dich weinen,
Ein schwarzer Schwärmer flattert und fällt,
Ich habe mich unter die Eichen gestellt,
Damit nicht der Mond mich möchte bescheinen.
Der Nächte Trauer fühle ich sinken,
O schwarze Fluten, o endloses Meer!
Ein weiches Schweigen gehet umher.
Du sollst nicht den Kelch bis zur Neige trinken.
Du musst nicht weinen. Die Wolken treiben
Schollig über den Park, verblaun.
Du musst nicht traurig ins Dunkel schaun:
Sieh nur, die leuchtenden Sterne bleiben.
Der Sonne goldenes Licht ruht wieder aus
Auf Äckern weit und winterkalter Flur
Lau geht der Wind. Der Saaten grüne Spur
Aus hartgefrorener Schale keimt heraus.
Und mittags dann in aufgehelltem Staat
Die Wiesen Ried. Ein scharfer Schatten fällt
Von nahen Wald. Weiß wird des Himmels Zelt.
Und abwärts nimmt die Sonne ihren Pfad.
Dann sinkt ins Purpurabendmeer der Tag
Mit leichten Segeln. Und der Himmel weit
Tönt bläulich nach in langer Fröhlichkeit
Und wie in Sommernächten groß und zag
Die alten Eichen stehn, die Arme breit,
Kommt weiß der Mond in seinem Festtagskleid.
Ende August, ein Asternrot, ein Blau,
ein Muschelblau, das sich der Sommer lieh.
Die Abende floxfarben weich und lau,
verschwenderischer nie.
Wo denk ich hin im Duft, im Farbgewimmel,
wo ich noch niemals so gespürt, geahnt?
Die Winde drehen stiller bei am Himmel,
den Schweigen fahndt.
Die Sonnenuhr verschattet an der Mauer.
Die Schwalben sammeln sich auf langen Drähten.
Die Nächte werden enger kühler, grauer.
Mein Herz muss reden.
Nacht noch! Noch hüllt der Schlaf die Griechen ein.
Noch geht des Hermes Fuß um jedes Haus:
"Schlafet! Schlafet und ruht euch aus!
Ihr alle werdet morgen Sieger sein!"
Aus ihren schweren Kähnen überm Sund
Der Perser Augen spähn und ruhen nicht,
dass nicht ein Griechenboot ins Freie sticht
geheimen Weges durch der Nächte Schlund.
Doch wie der Arktur fällt und an den Strand
Klatschen des Meers unruhvolle Wogen,
und Nebel kommt mit frischem Wind gezogen:
Da stößt der Griechen Schiffsmacht ab vom Land,
den Paian singend bei der Ruder Schlag.
Und über Salamis geht auf der Tag.
Wohin denn noch? Was mag er noch begehren?
Der Reiter müd gewordene Blicke haften
auf Strömen reißend, wilden Völkerschaften,
bald da, bald dort und immer neuen Heeren.
Und der Gefahren grimme Wolken zehren
Den Stolz hinweg, mit dem man ausgezogen;
Und alle fühlen böse sich betrogen
Und sinnen nur auf eins noch: Umzukehren!
Der kühn gestritten, gegen ihn verschwört sich
Mitsamt dem Riesenkontinent indischer Erde
Das eigne Heer. Ein wilder Groll vermehrt sich
Und wirft ihm vor unsühnbar die Beschwerde
Maßloser Sucht. Der letzte Ruhm verwehrt sich.
Und rückwärts reißen sie den Huf der Pferde.
Das Testament zu holen, schickt er aus,
zu prüfen das Gerücht, das er vernommen;
Doch die Vestalin rückt es nicht heraus,
Er selber, sagt sie, muss schon zu ihr kommen.
So geht er selbst, eröffnet es, liest alles,
was das Gerücht bereits verbreitet hat:
Antonius Forderung für den Fall des Falles,
sofern in Rom tödlich ihn träf Verrat:
Zum Forum, dass ihn der Senat geleite,
ihn schmücke dort mit königlicher Pracht,
zu segeln dann über des Meeres Weite,
bis zu Kleopatra man ihn gebracht.
Die Schande Roms, ruft er, bedrückt mich, Väter!
Und drängt zum Krieg gegen den Hochverräter.
Sie weißeln noch die Wand mit leichtem Schwunge
Und eilen hurtig das Gerüst entlang,
wie Schatten gleitend bei der Kellen Klang.
Dann klettern sie hinab in raschem Sprunge.
Die Karren schieben sie den schmalen Pfad
Mit sich hinab, gebückt. Wind geht schon um.
Bisweilen sehn sie sich noch einmal um.
Die Wände schimmern weiß. Ein Wetter naht.
Da surrt umher in engbegrenztem Laufe
Papier und Laub, steigt auf, wirbelt vorbei.
Witterung zieht bedrohlich dunklen Kreis.
Bis hoch zum Giebel dringt ein Zittern leis.
Vom Dachstuhl knarrt herab die Regentraufe.
Und plötzlich reißt des Richtfests Fahn entzwei.
Zu schwer hängt der Berge lastendes Haupt
Unter des Mondes erdrückender Helle,
Die Kronen der Kiefern hat er der Kerzen beraubt
Und Stämme und Strunken umschleicht die knarrende Grelle.
Im Fernen zucken Lichter durchs bebende Blau,
Des Windes Sausen macht ruhlosen langen Ton,
Vereinzelt dringt ein Röhren durchs Dickicht grau,
Und unten schwimmt die Stadt im Dunkel davon.
Viel Wege laufen aus in schwarzem Dorn
Und Tage schwinden ungenau und Stunden,
Mit buntem Laub die Giebel rings umwunden,
in hohen Fächern duftet goldenes Korn.
Von frohen Gästen dröhnt die Schenke bald,
Jupiter hütet seine dunkle Bahn,
Manchmal ein Hund schlägt einen Fremden an,
des heißer Atem schwindet leer und kalt.
Ein voller Mond hängt über Hof und Tor,
der färbt die alten Mauern langsam grün,
am Weiher schwankt des dürren Schilfes Rohr.
Vom Kirchturm hallt die letzte Stunde hin,
Schatten an Häusern huschen scheu empor,
Vereinzelt leis noch Wölkchen aufwärts ziehn.
Oft höre ich den Herbstwind an die Scheiben
Der Fenster um die dunklen Stunden pochen,
als dürft ich länger mehr nicht säumend bleiben,
als wär zum Gehen alles aufgebrochen.
Gewaltig sind und unbekannt die Pfade.
Die Bäume strecken die zerzausten Äste.
Der Menschen Schritte suchen Trost und Gnade
Und Linderung und Heilung von Gebresten.
Der Sturm reißt ab der letzten Blätter Kränze
Vom Haupt der Bäume auf die öden Fluren.
Noch höre ich des Herbstwinds wilde Tänze
Entlang des Sommerwagens schwarzen Spuren.
So ziehe hin du herber Tage Saum:
Die Weiden hangen weiß und langgebogen
Und abwärts zu den nächtlich glatten Wassern,
erhorchend unbekannter Stille Wogen.
Im Schatten bricht der Vögel letzter Odem
Geduldig hin und ferne aller Frage.
Die Dämmerung kommt purpurrot gezogen
Und auf dem Antlitz stirbt ganz leis die Klage.
Und die Novembernacht in Sternen offen
Geht unberührt, ein großes Haus der Trauer.
Beharrlich ist der Menschen stummes Hoffen,
wenn von den Hügeln wehn der Kühle Schauer.
Der Tannen spitze Türme stehen verschneit
Aufragend in des Nachmittages Blau
Und schimmernd liegt der Schnee. Durch den Verhau
Ein schmaler Pfad schlängelt sich endlos weit.
In winterlicher Stille Einsamkeit
Hin zu der Berge dämmerlichtem Grau
Die Sonne eilt, gleich einem stolzen Pfau,
der schlägt sein Rad zur späten Mittagszeit,
Eintauchend tief in feuerrote Flammen.
Blassrosa Wölkchen ziehen auf im West.
Ein Wind zupft hin und wieder im Geäst.
Schnell flattern Krähen noch von Wald zu Wald.
Im dunklen Holz ein Echo sich verhallt.
Und ab und zu zwei Kiefern knarren zusammen.
Warte nur Laios, warte nur alter Tyrann,
wenn du von Daulis hinab zu Tale drängst,
peitschend die Tiere und Knechte, im breiten Gespann
wenn durch die winkligen Schluchten du wütend sie engst.
Warte nur Laios. Denn zu sicher im Hort
Wähnst du dem Schicksal trotzend dich blind im Wahn.
Was auch immer die delphischen Priester ersahn,
geht in Erfüllung alles dir Wort für Wort.
Drunten aber, wo sich die Wege drein,
kommt schon einer herauf in Bettlers Kleid.
Auf dem Wege mitten macht er sich breit.
Jupiters zukunfteräugende Vögel schrein.
Aber er hört mich nicht und er rast wie eh,
heute und morgen, so wie er es immer tat.
Ödipus kommt herauf den verwinkelten Pfad
Unheil kündet der Vögel böses Gekräh.
Kühl ist der Wind und die Wege gehen
Braun und rot durch die Wälder gebrannt.
Wolken kommen hintereinander und stehen
Wie von fremder Stimme gebannt.
Über den Wegen ist Laub gebreitet,
abends von wallenden Nebeln bedeckt,
wie blinde Hände, die weitergreifen,
furchtsam von dunkler Ahnung erschreckt.
Schatten ziehn viele und Vögel kreisen
plötzlich hinab auf ein kahles Feld.
Wasser hallen wie Worte, die werden vereisen,
wenn aus den Höhen der Winter fällt.
Aber durch dünne Finger gleitet
Immer der Tag und ein Regen schauert
Heftig herab und der Abend kauert
Kalt vor dem Licht, bis das Dunkel sich breitet
Über die Straßen und leeren Plätze,
Wo die Menschen standen mit wichtigen Mienen
Feuer schürend und neben ihnen
Hunde sprangen in wilden Sätzen.
Und der Rauch zieht nieder, hin an den Mauern
Und die Glocken schlagen die toten Zeiten
Hoch von den Türmen und Wolken schreiten
Wettergeschwärzt über Dächern zu lauern.
Vielleicht, dass dieser Luftstoß dich noch findet,
dass dieser Abend, der ins Dunkel sinkt,
wie in die Knie ein Bettler, der erblindet,
hilflos noch lang mit seinen Armen winkt.
Dass dieser Abend, der voll Trauer schwäret,
weil nur so kurz sein Glanz verweilt
endlose Müdigkeiten dir zu kehret,
indes der im Stundenglas der Sand enteilt.
Hielt keiner Tür und Tor. Fuhr durch die Räume
Des Hauses steil andrängend Nacht und Wind
Hob dich ein Sturm hinaus, über die Bäume
Der Wälder weit, wo alle Zeit zerrinnt?
Und steigst du immer höher, durch die Wolken,
wo nur der Götter Füße sonst noch gehn
und unter dir des Nordens Zeichen folgen
der Täler Flüsse und der Berge Höhn?
Oder ruht schon dein Aug tief im Schlafe,
sich schlummern wendend nun ins Herz der Nacht
ruht eingeschwungen deiner Lider Waage,
die dieses Abend Schatten schwer gemacht?
Das Haus, das nie vorübergeht, es leuchtet.
Und ruhig stellst du deine Kerzen auf.
Der Nächte Tau, der deine Wangen feuchtet,
und langsam hinsinkt in der Stunden Lauf.
Tot bist du, tot, und dein Füllhorn ruht
Unter der Erde eingefroren tief,
unter des Eises Decke und unter der Wasserflut,
da gewaltig des Todes eisiger Atem dich rief.
Tot bist du und nimmer sehnt sich nach Licht
Deiner Augen Kammer und nimmer weint
Blutig Tränen dein Herz und es rührt nun nicht
Wütend mehr des Hauptes Gelock ein Sturmwind-Feind.
Schatten bist du und immer schreitest du fort
aufgescheucht durch die Nacht nach des Gottes Gebot
Ferne den Menschen und hörst sein mächtiges Wort,
das den frierenden Seelen wie Feuer loht.
Lichter flackern im Dunkel tief an der Wand.
Brausen hör ich die Orgel und laut tönt ein Lied.
Und ich schaue hinüber zu der Toten einsamem Land,
das der Wind unwillig umstreicht wie das welke Ried.
Winterwind, der überm Anger greint
Und des Schnees gehäufte weiße Streifen
Wolken auch, die ineinander reifen,
wenn des Mondes heller Glanz erscheint.
Und die Nacht, die durchs Dunkel fährt
Rauschend in den hartgefrorenen Zweigen.
Leise aber dämmert mildes Schweigen,
das allmählich allem Unheil wehrt.
Jahre, die in kurzer Zeit verwehen,
widerspiegeln sich und ziehen weiter.
Andre scheinen ferne schon und heiter
In den Bildern kann man Menschen sehen.
Zergehendes in morgendlicher Kühle.
Gewitternacht, die noch in Pfützen steht.
Der Amseln Antwort, Angst, Gewitterschwüle,
die aus dem engumbauten Gärtchen weht.
Und Sonnenglanz über dem alten Dach,
Und Sichelschlag, der unablässig sirrt,
Der weiten Felder grünendes Geviert,
und bei der Wiesen Ranft der junge Bach.
Und duftend wie ein Morgenduft voll Seide
Am alten Sandstein die Forsythien blühn,
wo Goldenes träufelt träumender Jasmin
Und gibt den frühen Tagen das Geleite.
Die Nacht geht lang noch fort und dunkles Treiben
Ist unter Wolken viel und tiefen Wettern
Und die in dunklen Stunden wartend bleiben,
des Herbstes Bäume blassen und zerblättern.
Unkenntlich sind die Stege und zerfallen.
Und aus der Mauer laubbedeckten Stiegen
Wirft Wind noch manches auf, wirbelt, lässt allen,
bis es in langer Fäule bleibet liegen.
So geht nur Nacht, geschwind, doch ohne Eile
Und Herbst im Dunkel ruhelos, verworren.
Und die geknüpft an langgespannte Seile,
des Jahres Früchte faulen und verdorren.
Ich wär allein und du wärst nicht zu Haus?
Durch Regentore wär der Tag gegangen,
in tiefe Nacht hinab gegangen aus,
von dichten Wolken schwarz und schwer verhangen?
Ich wär allein und suchte dich nicht mehr?
Und hörte nichts als bloß den Stoß der Winde?
Und sähe nichts als Nacht nur um mich her?
Bückst du dich nicht schon still, dass ich dich finde?
Sind wir nicht auch voll tiefer Stimmen drinnen
Wie Königinnen herrlich an Gestalt
auf schwankendem Geländer um die Zinnen,
die fest sich anschauen und geben Halt?
Unter den vielen Menschen, die er traf,
war keiner so, wie er ihn sich gedacht,
mit ihm die Hand zu halten und das Mahl,
ob auch gekommen er lang vor der Nacht.
Zwar kannten sie des Tages Ringe gut
Und auch des reichbebauten Jahres Mitte
Und achteten des Herbstes Schattenfall
Und prüften sorgsam alle ihre Schritte.
Doch als sie ihre Stimmen dann erhoben,
sie auszuschicken in der Nacht Gelände,
drang kaum ein Laut noch leis als Widerruf
hin ins Gehör der Höhlung ihrer Hände.
Du vom Palast der Jahrmillionen,
Du Herrscher hoch auf deinem Thron,
samt allen, die mit dir dort thronen
im Geist geheiligt und im Sohn!
Du Urquell, ständiger, den Dingen,
Du Überfluss an Wohlgestalt!
Zu deinen Pforten leih mir Schwingen
Zu deiner Tage Aufenthalt.
Lass deine Herrlichkeit mich schauen,
leuchtender Lichtquell fern dem Tod!
Und durch des Himmels grüne Auen
Fahr mich dahin in deinem Boot.
O Lider müde, müde Lider:
Fallt ihr schon zu,
Wo ist der Engel, der herniederkommt,
Und wo bist du?
Wie hätt ich Lust, ganz leise zu verweilen,
grad wie ein Stern,
Die Stunden drunten sinken und enteilen,
Alles rückt fern.
Wenn ich mein Schätzel tanzen seh,
Das raubt mir fast den Sinn,
Das zieht so hin, das zieht so her,
So hin und her und hin.
Das dreht so wirr im Kreis mich mit
Wohl an die hundert Mal,
Beim Gehn und Stehn, auf Schritt und Tritt
Hin durch den weiten Saal.
Hin durch die weite Welt, so weit,
Gar aus der Welt hinaus.
Ach wär sie doch an meiner Seit,
Ich hielt es ja gerne aus!
Hätt sie mich nur nicht weggeschickt,
Mich träf kein Ungemach,
Ständ nicht so abseits, so bedrückt!
Wär ja was, hätt ja was. Ach!
Was hab ich dir angetan,
dass du schaust so düster,
Und wir waren doch schon mal
Liebevoll Geschwister?
Dass du statt wie früher willst,
nimmer zu mir treten,
dass wir scherzend, lachend uns
aus der Seele reden?
Dass mich später dann im Bett
Nimmer Schlaf will wiegen!
Wenn ich doch nur etwas hätt,
ruhig mich zu kriegen!
Ja gewiss, das brächte schon
Linderung dem Herzen,
wüsst ich nur, du hättest auch
eben solche Schmerzen.
Don Quijote hatte ein Liebchen,
doch das Liebchen kannt´ er nicht;
was er kannte, war ein Grübchen
im holdseligen Gesicht.
Und ein süßverschmitztes Lächeln
In dem Grübchen tief versteckt,
das ihn wonnevoll bewegte,
wenn er mal sich´s aufgedeckt.
Um das Lächeln wob ein Schweigen,
das ihm liebevoll gebot,
weiter sonst nichts zu verlangen,
weil die Lieb sonst litte Not.
Grübchen wurde nicht zur Grube
Und das Lächeln nicht zum Schrei,
Denn er achtete das Schweigen
In der Zeiten Einerlei.
Ach Mütterchen, du
Führ den Webkamm entlang,
ich kann ja nicht mehr!
Mir ist so elend ums Herz und bang,
so drückend und schwer!
Lass mich hinaus nur
Aufs freie Feld
Und fort in den Wald!
Wo manch ein Vöglein
Zu mir sich gesellt,
mir entgegenschallt.
Lass mich nur gehen
Und frag mich nicht,
was mich gehen macht.
Wenn die Wälder sich färben
im Abendlicht,
wird mir leichter zur Nacht.
Wenn die Welt sich weitet
Im Purpurglanz
Durch den engen Tag,
dann will ich schauen
und lauschen ganz,
dass ich aufschluchzen mag.
Und leg mich dann nieder
Ins taufrische Gras
Und schlummere ein,
ach Mütterchen, dass nicht
bekümmre dich das!
Ich bleibe ja dein!
So losgelöst
Glockentönin Bim
Bist du bim-unterwegs,
Bin-unterwegs,
Bin-Bim-Bin-unterwegs
Bist du Bin-Bim-Bin
wohin unterwegs?
Bist du bin-bim-bin
Zur Losigkeit unterwegs.
Bist du bin-bim-bin
in der Glockentöninnen
bin-bim-bin-Gebimmel
bin-unterwegs.
Welches wilde Rätselraten
Seh ich Liebchen so allein
Und ich kann mir nicht ergründen,
wie sie mag zufrieden sein.
Woran sie nur jetzt mag denken,
wenn sie häkelt, strickt und näht
und bei all dem munteren Treiben,
das ihr leicht von Händen geht
Denk ich sie dann mir zur Seite,
wie sie nett im Garten sitzt,
plaudernd bei der Kaffeetasse,
rings von Blumen hübsch umschützt,
naht behagliches Vergnügen
stürmisch aufgewühltem Sinn,
und gedämpft, fast schon verwandelt,
schwindet aller Schmerz dahin.
Schau ich, gleich muss ich erspähen,
Hör ich, gleich muss ich gewahren,
wie mit schwanken Ruderschlägen
du den Fluss kommst abgefahren.
Kind, was fährst du so alleine,
so allein den Fluss hinab?
Hat das Kränzlein dir die Mutter
Jüngst nicht erst genommen ab?
Sieh am Damm die Uferpappeln
Schütteln ab ihr altes Laub,
Und die Eltern nach dir sehen,
ihren Bitten bleibst du taub?
Ein paar Krähen schreiend fliegen
Halten in den Wipfeln still,
Kind, du musst sie nicht betrüben,
wo das Herz doch lieben will.
Langsam ziehn die Wasser weiter
Und es rauscht noch durch die Luft,
Dünste steigen auf wie Reiter
Tief aus bodenloser Gruft.
Nur die Eltern stehn noch lange,
schmerzbedrängt in müder Brust,
und es lallt von ihren Lippen,
dass du wiederkommen musst.
All die Sachen mein
Hab gepackt ich ein,
mein lieb Vaterhaus.
Zieh jetzt aus!
Gings auch oft recht toll,
anders als es soll,
und hab manche Nacht
trüb verbracht,
dass ich spät dann schlief
über Wunden tief,
die ich selber schlug
oder schlecht ertrug:
Mag bei Seite wehn,
als wär nichts geschehn,
keine Sorge schwer
drücken mehr
Nun schon steht die Tür
Aufgetan vor mir,
werf ich noch zurück
einen letzten Blick.
Hab doch gern verbracht
All die Tag und Nacht,
zieh ich jetzt auch aus
aus dem Haus.
All die Sachen mein
Hab gepackt ich ein.
Muss geschieden sein,
muss jetzt sein!
"O lass mich leben!" rief das Kind,
"du alter Sensenmann!
Vor mir viele geboren sind,
nimm diese erst mal dran!"
Doch als er nichts hörte und als er nichts sprach,
Rief es ein zweites Mal:
"Lass mich in Ruh doch! Geh mir nicht nach!
Erspar mir Angst und Qual!"
Indessen der Sensenmann näher herbei
Schwang seine Sense im Takt.
"Du lieber Sensenmann gib mich frei!"
Hat das Kind noch flehentlich gesagt.
Indes der Senser: "Was windest du dich
Und eilst nicht auf mich zu?
Wenn du mich liebhast, gleich findest du mich!"
Und senste das Seelchen zur Ruh.
Selig die Armen, ach nein,
die Armen sind selig ja nicht
dass sie´s vielleicht werden sein,
tröstet sie nicht.
Schrecklich drückt sie die Last,
haben, was nicht sollte sein,
haben die Armut zu Gast,
Krankheit und Not im Gebein.
Blumen nicht, Sonnenschein
Noch auch des Frühlings Licht
Lassen sie fröhlich sein,
sie vermögen es nicht.
Quälender, stachelt sie an,
Schmerz nimmt sie fest in die Pflicht.
Selig die Armen, sie sind
Leider ja selig nicht.
Selig die Armen. Der Geist,
wo weilt er, dass er sie schützt,
dass er den Weg ihnen weist,
der ihnen nützt?
Dunkel wie eine Grube
Eilt nur die Zukunft herauf,
schickt seiner Geister Schar,
grässlich zuhauf.
Fing nur der Himmel schon an,
gäb einen Vorgeschmack,
nutzlos scheint alles, vertan,
was keine Aussicht hat.
Was keine Aussicht mehr hat,
einsam, verlassen, allein,
kümmerlich müd wirds und matt.
Selig die Armen? Ach nein.
Selig die Armen? Ach nein.
Ihnen leuchtet nur grad
noch ein Sterbelichtschein
auf ihrem letzten Pfad.
Nichts hebt sie sorglos hinauf,
wiegt sie in Sicherheit ein,
mühsam verröchelnd im Lauf.
Selig die Armen? Ach nein.
Du bist das Tor, das unbekannte, enge,
die Schwelle, die man nur gebückt durchsteigt
das Nadelör dem zappelnden Gedränge,
das Blut, das noch von alter Hoffnung zeugt.
Du bist der Baustein blutig wund gehauen,
das Antlitz ausgehauen aus Felsens Schacht,
einmal nur sanft getröstet von der Frauen
herzliebsten Haaren kurz vor Mitternacht.
Du bist im Dunkel in der Nacht der Kleinen
Das letzte Wetterleuchten überm Haus,
die letzte Angst der Armut und das Weinen,
die Hand, die drückt die matten Lichtlein aus.
Gern bin ich am frühen Morgen,
dir gehört die späte Nacht.
Nur im abendlichen Dämmer,
wenn ein Lichtlein heller macht,
kreuzen sich manchmal die Wege
und ich sage zu dir Du.
Und dann eilst du in die Kammer
und ich lege mich zur Ruh.
Wenn die Weberschiffchen eilen
Hin und her dem Text entlang,
tausend Fäden schießend, schließend,
und dir klingt´s wie Zauberklang:
Bist Penelope du, weise
überdenkend Kett und Reim;
Und Odysseus denkst du leise,
wie er endlich dir kehrt heim.
Und du webst umsichtig weiter,
Deine Fäden durch die Nacht
Weben mit dein uralt Sehnen,
bis der Morgen früh erwacht.
Dann jedoch mit leichtem Finger
Hältst du an der Räder Lauf
Unbemerkt und dann noch ringer
Trennst das Webstück wieder auf.
Die Kunst, sich von der Erde zu erheben
Und immer ruhiger ihr zu entschweben,
macht, dass man immer sicherer und milder
erfasst des Lebens wechselvolle Bilder.
Was nahe noch den Atem uns bedrängte,
Sorgen uns schuf, die Blicke auf sich lenkte,
im Weiterziehn uns sah gepresst voll Trauer,
das alles scheint dann ruhiger, genauer.
So mag ein Maler mählich von sich lassen,
weiß er des Lebens Bilder recht zu fassen
dass er Verschiedenes zugleich begreife
und nimmer im Gesonderten umschweife.
Des Winters Flächen nutzen froh die Kinder,
Sie sind zufrieden mit dem Schnee im Winter,
Und eilt der Tag auch hin durch wenig Stunden,
genug an Freuden haben abends sie gefunden.
Rot, Gelb und Braun: die Farben
Fließen in eins, ineinander.
Sonne dämmert am Wald
Am Spätnachmittag.
Zusammen in eins. Ineinander
Das lange Getrennte.
Jetzt ist die Zeit
Der verwandelnden Kammer.
Himmel und Erde
Nach uralter Weisung,
bis Stille ist,
Einklang.